Tontauben im Bonsai-Hobby – was soll das denn?

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Lesedauer 3 Minuten

Stell dir vor, du sitzt mit ein paar Bonsaifreunden beim Stammtisch. Einer wirft plötzlich die Frage in den Raum:

„Sag mal, nutzt du eigentlich auch Tontauben für dein Nebari?“

Du guckst hoch, runzelst die Stirn und denkst dir: Moment… reden wir hier noch über Bonsai oder ist das schon die Einladung zum Schützenfest?

Genau da fängt die Sache an, spannend zu werden. Denn so absurd es im ersten Moment klingt: Tontauben haben im Bonsai-Hobby ihren Platz. Nicht als Deko. Nicht als Skulptur im Garten. Sondern als Werkzeug – für die Wurzeln deiner Bäume.

Warum Tontauben?

Die Logik ist eigentlich bestechend einfach.

Eine Tontaube ist flach, porös, hart. Genau das, was man braucht, wenn man verhindern will, dass Wurzeln unkontrolliert nach unten schießen.

Stattdessen breiten sie sich seitlich aus – und genau dort entsteht das, was wir Bonsai-Enthusiasten so lieben: ein kraftvolles, ausgewogenes Nebari.

Du kennst das: Ein Baum mit schwachem Nebari wirkt instabil, wie ein Tisch mit wackeligen Beinen. Ein Baum mit flachen, kräftigen Wurzeln dagegen steht da wie ein alter Samurai – unerschütterlich, würdevoll, tief verwurzelt.

Und hier kommt die Tontaube ins Spiel. Sie zwingt die Wurzeln, sich auszubreiten. Keine komplizierte Technik, kein teures Werkzeug. Einfach eine clevere Abkürzung.

Training statt Show

Klar, eine Tontaube ersetzt keine hochwertige Bonsai-Schale. Aber im Training ist sie Gold wert.

Die Pflanze sitzt auf der flachen Scheibe, wird eingetopft, und die Wurzeln stoßen nach unten sofort auf Widerstand. Ergebnis: Sie müssen nach außen ausweichen. Und genau dort bilden sich feine Seitenwurzeln, die später den harmonischen Wurzelansatz bilden.

Das Schöne daran: Du musst nichts weiter tun. Kein ständiges Eingreifen, kein umständliches Schneiden. Die Scheibe erledigt den Job für dich – still, unauffällig, verlässlich.

Der kleine Haken

Ja, es gibt ihn. Moderne Tontauben sind oft gar keine echten „Ton“-Scheiben mehr. Viele bestehen aus Kalk, Bitumen oder Kunststoff. Damit kannst du im Bonsai nicht viel anfangen:

  • Zu hart
  • Zu dicht
  • Bröselig oder ggf. ungesund für die Pflanze

Wenn du also auf diese Technik setzt, dann schau genau hin:

  • Alte Bestände (echter gebrannter Ton) sind top.
  • Selbst gebrannte Scheiben aus Ton oder Keramik funktionieren genauso.
  • Zur Not tun’s auch andere flache Platten – Keramikuntersetzer, Dachziegel, Plastikdeckel von Yoghurt & co, Teichfolie, Steinplatten.

Aber seien wir ehrlich: Der Charme liegt genau in dieser verrückten Zweckentfremdung. Bonsai auf Tontaube – das hat Stil.

Alltagssituationen, die jeder Bonsai-Fan kennt

Du erzählst das im Büro in der Kaffeepause:

„Am Wochenende habe ich meine Hainbuche auf eine Tontaube gesetzt.“

Die Kollegen schweigen, schauen dich an, als hättest du heimlich eine Schießbude im Garten.

Du lächelst und denkst: Wenn ihr wüsstet…

Oder Social Media: Du postest ein Bild mit der Bildunterschrift:

„Mein Baum sitzt auf einer Tontaube.“

Sofort hagelt es Kommentare:

  • „Wie bitte?“
  • „Geiler Trick, das probiere ich auch!“
  • „Kannst du das näher erklären?“

Und genau das ist der Punkt: Bonsai lebt von solchen kleinen Überraschungen. Von Ideen, die so schräg klingen, dass sie neugierig machen.

Humor beiseite – es funktioniert

Am Ende zählt nur eins: das Ergebnis.

Die Wurzeln breiten sich gleichmäßig aus, der Baum entwickelt ein harmonisches Nebari, und du sparst dir Jahre an mühsamer Korrektur.

Kein Wunder also, dass die Tontaube in manchen Bonsai-Kreisen fast schon Kultstatus hat. Ein bisschen so wie der Geheimtipp unter Köchen, den man nicht jedem sofort verrät.

Der Vergleich zum Schießstand

Stell dir vor: Beim Schützenverein wird fleißig auf Tontauben geballert. Zerbröselt, zerstört, vergessen.

Im Bonsai-Hobby dagegen wird die gleiche Scheibe plötzlich zum Werkzeug für Leben, Wachstum und Schönheit.

Zwei Welten, die sich nie begegnen – und doch dasselbe Objekt nutzen. Ironie pur, oder?

Tipps für die Praxis

Hier noch ein paar konkrete Schritte, wie du Tontauben im Bonsai-Hobby einsetzen kannst:

  1. Baum vorbereiten
    Den Wurzelballen leicht kürzen, damit er auf der Tontaube Platz findet.
  2. Scheibe platzieren
    Die Tontaube flach in den Topf oder ins Freiland legen. Der Baum sitzt mittig darauf.
  3. Substrat auffüllen
    Lockeres Substrat rundum einfüllen, wie gewohnt.
  4. Geduld mitbringen
    Nach einer Saison siehst du schon erste Veränderungen. Nach zwei bis drei Jahren ist das Nebari sichtbar kräftiger.
  5. Kreativ bleiben
    Tontaube nicht verfügbar? Probier Keramikuntersetzer, Schieferplatten, Teichfolie oder selbstgebrannte Scheiben etc.. Hauptsache, flach und stabil.

Fazit

Wenn du das nächste Mal eine Tontaube in der Hand hältst, denk daran: Sie ist mehr als ein Sportgerät. Für dich ist sie ein Werkzeug, ein Trick, ein Helfer im Verborgenen.

Und genau das macht Bonsai so spannend. Es geht nicht nur um Draht und Schalen, um Gießen und Schneiden. Es geht um Ideen, Einfälle, verrückte Lösungen.

Also: Probier’s aus. Setz deinen nächsten Baum auf eine Tontaube – und beobachte, was passiert.

Checkliste: Tontaube im Bonsai-Hobby

  • ✅ Flache, poröse Scheibe wählen (echter Ton ideal)
  • ✅ Baum mittig platzieren
  • ✅ Substrat locker auffüllen
  • ✅ Geduld mitbringen: Veränderung sichtbar nach 1–3 Jahren
  • ✅ Kreativ bleiben: alternative flache Unterlagen sind erlaubt

Interaktion mit der Community

Fragen an dich:

  • Hast du schon einmal mit Tontauben gearbeitet?
  • Oder nutzt du eine ganz andere Methode, um ein starkes Nebari zu entwickeln?
  • Welcher verrückte Trick hat bei dir am besten funktioniert?

Teile deine Erfahrungen – genau diese Geschichten halten unser Hobby lebendig!



Nachklapp: Alle Beiträge auf diesem Blog entstehen aus meinem eigenen Interesse an den jeweiligen Themen. Ich teile hier meine persönlichen Erkenntnisse und Erfahrungen, um dir hilfreiche Einblicke zu geben.

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