Besuch bei der AKI TEN – Brixen 2025

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Brixen. Sonne, klare Luft, und dann diese Stille, wenn du zwischen Bonsai stehst. Kein Geräusch stört, nur das Rascheln von Blättern und das zufriedene Nicken anderer Besucher. Wer einmal auf der AKI TEN war, weiß: Das ist kein gewöhnlicher Ausflug. Es ist ein Eintauchen in kleine Welten, die mehr erzählen als so mancher Roman.

Die Ausstellung bot, was das Bonsai-Herz höher schlagen lässt – feinste Präsentationen, liebevoll arrangierte Betrachtungssteine, elegante Akzent- und Beistellpflanzen. Und natürlich: Demos, Vorträge, Händlerstände. Kurz: gefährlich. Auf die charmanteste Weise. Denn wer da mit leeren Händen rausgeht, hat vermutlich vergessen, wie Leidenschaft aussieht.

Schon beim Betreten spürst du: Hier geht’s nicht um Größe, sondern um Tiefe. Jeder Baum steht da, als wollte er flüstern. Eine alte Kiefer mit verwitterter Rinde, eine Lärche, die so filigran wirkt, als wäre sie aus Porzellan – alles passt, nichts wirkt gestellt. Und genau das zieht an. Bonsai ist keine Dekoration. Bonsai ist Charakter.

Wie oft erlebt man das: Du bleibst stehen, schaust, und plötzlich vergisst du Zeit. Ein Ast, der sich elegant neigt, ein Stamm mit Narben – Spuren von Jahren, Geduld, manchmal Fehlern, die am Ende Schönheit formen. So funktioniert Bonsai. Fehler wachsen mit, wenn man sie richtig versteht.

Ein Highlight der AKI TEN war, dass neben all den Exponaten auch echte Begegnungen stattfanden. Demos, Vorträge, spontane Fachgespräche zwischen Profis und Neugierigen – keiner mit erhobenem Zeigefinger, keiner mit Eitelkeit. Wer fragt, bekommt Antworten. Wer zuhört, nimmt Wissen mit. Ganz ohne Fachsprache, ohne Showeffekt. Einfach ehrlich.

Und dann dieser Händlerbereich. Wer glaubt, er könne da einfach vorbeigehen, sollte sich gleich einen Einkaufsstopp einplanen. Zwischen feinen japanischen Schalen, Spezialwerkzeugen und Bonsai aus heimischer Zucht wird jeder schwach. Die Versuchung ist real. Eine neue Schere hier, ein Substrat dort – und plötzlich stapeln sich kleine Papiertüten im Auto. Schon passiert.

Ein Satz, der den Tag beschreibt: „Nur gucken“ funktioniert nicht.

Die AKI TEN war aber nicht nur schön – sie war auch persönlich. Das Wiedersehen mit den Bonsai-Bros Werner, Sebastian, Holger und unserem (Zirben-)Mirco war eines dieser Momente, die einfach sitzen. Zwischen all den Ausstellungsstücken entstanden Gespräche, die mehr wert sind als jedes Lehrbuch. Tipps, kleine Erfahrungen, Scherze – diese Mischung macht’s. Wenn vier Leute über die beste Drahttechnik diskutieren und einer plötzlich das Thema „Zirbenöl fürs Wohlbefinden“ einwirft, dann weißt du: Du bist in guter Gesellschaft.

Solche Treffen haben etwas Familiäres. Man merkt, dass Bonsai-Leidenschaft verbindet – unabhängig davon, wer welchen Stil pflegt oder wie lange er schon dabei ist. Da stehen die alten Hasen neben jungen Gesichtern, und es fühlt sich an, als würde jeder vom anderen etwas lernen.

Ein besonders schöner Moment: Mein großer Sohn war mit dabei – und ja, die Faszination hat übergegriffen. Wer Kinder hat, kennt das: Erst ist da nur ein Interesse für die „Mini-Bäumchen“, dann bleiben sie bei den ersten Exponaten stehen und entwickeln intuitive Neugier wie genau Totholz funktioniert und wie man es schafft, einen hohlen Stamm am leben zu erhalten. Und ehe man sich versieht, liegt ein erster Bonsai im Kofferraum, natürlich nicht ohne der fachkundigen Beratung meiner Jungs. Da ist nun nichts mehr zu machen: der Bann ist gebrochen. Und ehrlich? Es gibt Schlimmeres, als ein gemeinsames Hobby aufblühen zu sehen.

Diese Begeisterung zu sehen – unbezahlbar.

Manchmal sind es genau diese Tage, die zeigen, warum Bonsai mehr ist als ein Hobby. Es geht nicht um Perfektion oder Status, sondern um das, was passiert, wenn man hinsieht. Wenn man lernt, dass Geduld keine Bremse ist, sondern ein Werkzeug. Ein Baum lehrt einen, nicht alles kontrollieren zu wollen. Und genau das spürte man auf der AKI TEN überall.

Die Ausstellung war kein stilles Museum, sondern ein lebendiger Ort. Gespräche zwischen Fremden, geteilte Tipps, spontane Hilfe beim Tragen einer Schale – das alles gehört dazu. Hier herrscht kein Konkurrenzdenken, sondern Freude am Austausch.

Was die Präsentationen betrifft: Qualität pur. Die Kombinationen aus Bonsai, Stein und Beistellpflanze waren präzise und fein abgestimmt. Keine Effekthascherei, kein Zuviel. Alles in Balance. Wer ein Auge dafür hat, erkennt, wie viel Gefühl und Training darin steckt. Ein Bonsai steht eben nie einfach da. Jeder Winkel, jede Schale, jedes Moos erzählt etwas.

Die Vorträge? Lehrreich, nahbar und angenehm unaufgeregt und hier eben zweisprachig (Italienisch und Deutsch). Es ging um Themen, die uns alle beschäftigen: Schalenwahl, Gestaltungslinien, Feinarbeit am Ast. Keine Show, kein Blabla – echte Inhalte. Und genau das macht so ein Event wertvoll.

Zwischendurch immer wieder diese kleinen Momente: ein kurzer Blickaustausch, ein Lächeln, wenn jemand erkennt, dass beide dasselbe denken – „Diesen Baum würde ich sofort mitnehmen.“ Solche Momente sind das Herz einer Ausstellung.

Am Ende des Tages fährt man nach Hause, der Kopf voller Bilder, der Kofferraum ein bisschen voller als geplant. Und irgendwo im Hinterkopf läuft schon die Frage: „Wie setze ich das um, was ich dort gesehen habe?“ Genau da beginnt das nächste Kapitel.

Denn eine Bonsai-Ausstellung endet nicht an der Tür. Sie pflanzt Ideen. Vielleicht ist es ein neuer Schnittansatz, vielleicht eine Inspiration für die nächste Gestaltung. Und manchmal einfach die Erinnerung an ein Gespräch, das den Blick verändert hat.

Also, wer beim nächsten Mal in Südtirol unterwegs ist: AKI TEN in Brixen – unbedingt vormerken. Nicht wegen der großen Namen, sondern wegen der kleinen Momente dazwischen.

Und jetzt die Frage an dich:

Wann hat dich das letzte Mal ein Bonsai wirklich berührt? Nicht technisch, sondern emotional? Wenn du diese Antwort findest, weißt du, warum du dieses Hobby liebst.




Nachklapp: Alle Beiträge auf diesem Blog entstehen aus meinem eigenen Interesse an den jeweiligen Themen. Ich teile hier meine persönlichen Erkenntnisse und Erfahrungen, um dir hilfreiche Einblicke zu geben.

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