Herbstzeit ist Bonsai-Zeit – was jetzt im Garten zu tun ist

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Lesedauer 5 Minuten

Hey Bonsaifreund/in – schön, dass Du hier bist. Der Herbst klopft an, die Luft wird klarer, das Laub dreht seine Farben – und: Jetzt ist Bonsai-Zeit. Ja, wirklich: Nicht nur Frühling oder Sommer sind spannend. Dein kleiner Baum draußen oder auf der Terrasse will jetzt Aufmerksamkeit – aber anders als im Wachstumsrausch. Ich sage Dir, worauf Du achten solltest: Rückschnitt, Düngestopp, Vorbereitung auf den Winter. Alles locker, wie im Plausch bei einer Tasse Tee unter Freunden.

Also – los geht’s!


Warum gerade jetzt?

Stell Dir vor: Deine Pflanze macht sich langsam bereit zur Ruhe, legt einen Gang zurück. Genau das tut sie im Herbst. Wenn Du trotz langsamem Tempo aktiv wirst – rückschnittest, den Dünger stoppst, sorgst, dass der Winter kein Schock wird – dann holst Du das Beste raus. Wenn Du wartest wie im Sommer – „ach, komm, lass mal noch etwas wachsen“ – dann kann das nach hinten losgehen.

Beispiel: Du sitzt im Garten, blickst auf Dein Bonsai-Beet, und siehst, wie das Licht weicher wird, die Tage kürzer. Dein Bonsai merkt das auch. Zeit, mit ihm mitzudenken.

In einem Forum schrieb jemand:

„It’s autumn, my cherries lose a few leaves … Yours is fine!“ 

Das gilt auch für viele Bäume im Topf – ein Blatt fällt, zwei, Dein Baum wirkt ein wenig verändert – keine Panik, das kann normal sein.  Die „Krankheit“ heißt HERBST 😉


1. Rückschnitt – aber mit Bedacht

Okay, da kommt vielleicht der typische Bonsai-„Jetzt schneiden wir alles kurz“-Impuls. Aber Vorsicht: Im Herbst heißt „schnitt“ nicht „radikal“. Sondern eher: Feinarbeit.

  • Alte Äste entfernen, die ohnehin nutzlos sind. Beispielsweise abgestorbene Zweige, die keine Rolle mehr spielen im Design. Im Herbst kannst Du bei kahlen Laubbäumen schon arbeiten – nachdem das Laub gefallen ist, ist Form leichter sichtbar. 
  • Große Schnitte lieber minimieren. Hauptverästelungen oder starke Stamm-Schnitte wartest Du auf den späten Winter oder frühen Frühling, wenn der Baum wieder in Schwung kommt. 
  • Leichtes Auslichten: Wenn das Blattwerk dichter geworden ist im Sommer, kannst Du mit kleinen Kürzungen Lufthohlräume schaffen. Das verbessert die Belüftung im Winter – sehr hilfreich. 
  • Draht kontrollieren: Wenn Du bereits mit Draht gearbeitet hast: Checke, ob der sich eingeschnitten hat – im Herbst wächst weniger stark, aber doch genug, dass der Draht Schaden anrichten kann. 

Kurz: Der Herbst ist nicht Haupt-Formungszeit, aber Vorbereitung. Du baust vor. Wie bei einem Marathon-Läufer, der seine Muskulatur stärkt statt Vollgas gibt.


2. Düngestopp bzw. Nährstoffwechsel

Jetzt kommt einer der wichtigsten Punkte: Der Dünger muss sich verändern – und dann gestoppt werden.

Wenn Dein Bonsai über den Sommer kräftig mit stickstoffreichen Düngern gearbeitet wurde – Wachstum, viele neue Triebe, kräftiges Grün – dann ist jetzt der Moment, umzuschalten. Warum? Im Herbst willst Du nicht noch massives Wachstum stimulieren. Denn neues Wachstum braucht Reserven, macht Pflanze empfindlicher für Frost, für Winterstress. 

Also:

  • Wechsel zu einem Dünger mit wenig Stickstoff (N) und mehr Phosphor (P) und Kalium (K). Das stärkt Wurzeln, Zellbau und Winterfestigkeit. 
  • Ende Spätsommer/Anfang Herbst dann im besten Fall komplett stoppen mit Nährstoffgaben, wenn das Wachstum deutlich zurückgeht. 
  • Beobachte Dein Substrat: Wenn der Baum das Wachstum stark herunterfährt, ist Düngen keine Lösung mehr – im Gegenteil, Überdüngung kann schaden. 

Alltags-Vergleich: Stell Dir vor, Du wärst Sportler – im Sommer Aktivphase, im Herbst testet Du Dein Erholungspensum, machst kein Hochleistungstraining mehr. Dein Baum macht das auch.


3. Düngestopp heißt aber nicht „nichts tun“

Nicht falsch verstehen: „Stopp“ heißt nicht „Ignorieren“. Dein Bonsai braucht weiterhin Pflege, aber anders.

  • Wasser nach Bedarf: Jetzt kühlt es ab. Dein Baum wächst weniger, braucht also weniger Wasser. Im Winter wird es noch weniger. Achte darauf, dass der Boden nicht vollständig austrocknet – aber vermeide Staunässe. 
  • Windschutz & Standort: Besonders bei Kübeln oben auf dem Balkon, Terrasse – der Wind kann Wurzeln stark beeinträchtigen, das Substrat trocknet schneller aus. Versuche einen geschützteren Stand. 
  • Sauberkeit & Kontrolle: Herbst ist gut, um aufzuräumen: Alte Nadeln, Laub von der Oberfläche entfernen, damit sich keine Fäulnis bildet. Lufthohlräume schaffen, Drainage checken. 

4. Vorbereitung auf den Winter – nicht erst im Januar

Hier wird’s spannend – denn ein Blick in den Winter zählt.

Dein Bonsai geht wahrscheinlich in eine Ruhephase (zumindest die meisten Outdoor-Arten). Jetzt beginnt die Vorbereitung.

  • Standort sichern: Je nach Baumart: Voll outdoor lassen, aber geschützt; oder zumindest an einen geschützten Platz in Kältefenster, Gewächshaus oder Frühbeet verfrachten. 
  • Isolierung Topf/Wurzeln: Umtopfung mit Styroporplatten unter den Kübel, Einbuddeln im Garten – alles möglich, um Frostschäden an den Wurzeln zu verhindern. 
  • Reduziertes Gießen: Im Winter fast stand-by Betrieb. Der Baum „ruht“, braucht kaum mehr Neues. Zu viel Wasser kann sogar gefährlich sein – Wurzeln ohne Aktivität = Risiko für Fäulnis. 
  • Licht/Lage-Check (Indoorarten): Wenn Du Indoor- oder halbindoor Bonsai hast: Herbst heißt Licht weniger, Tage kürzer. Achte darauf, dass der Baum nicht zu stark „aufwacht“ und unerwartet Wachstum zeigt – das macht ihn empfindlich gegenüber Frost. 

Denke daran: Der Winter ist keine Pause für Dich – aber anders. Du planst, beobachtest, bereitest vor.

🌳 Drahten im Herbst? Nur mit Bedacht

Du willst die Form perfektionieren? Klar – aber bitte nicht übertreiben. Das Drahten im Herbst ist heikel. Die Äste sind weniger flexibel, die Rinde empfindlicher. Wenn Du jetzt zu fest ziehst, riskierst Du Risse oder Druckstellen.

Besser: Nur leichte Korrekturen. Und regelmäßig kontrollieren – Draht kann sich bei Temperaturschwankungen einarbeiten wie ein schlecht sitzender Gürtel.

🐛 Schädlinge und Pilze – die heimlichen Mitbewohner

Herbst ist auch die Zeit der Überraschungsgäste. Blattläuse, Spinnmilben, Pilzsporen – sie lieben feuchte Bedingungen und versteckte Ecken. Also: Augen auf!

Was hilft?

  • Laub regelmäßig entfernen – keine Pilzparty im Wurzelbereich.
  • Kontrollblick unter die Blätter – Schädlinge verstecken sich gern.
  • Natürliche Mittel einsetzen – Neemöl, Brennnesselsud oder einfach Wasserstrahl.

Und falls Du denkst: „Ach, das sieht doch gesund aus“ – schau lieber zweimal hin. Bonsais sind Meister im Verstecken von Problemen.


5. Typische Anfänger-Fehler (und wie Du sie vermeidest)

Damit Du nicht in die Fallen tappst – hier ein paar Klassiker, mit Alltagssituationen:

Fehler 1: „Ach, der Winter ist noch fern – ich dünge weiter.“

  • Fauler Sonntag, Kaffee in der Hand, Baum sieht gut aus und man denkt „nur noch ein bisschen Dünger“. ➡️ Risiko: Wachstum vor Winter, neue Triebe, dann Frost – Stress fürs Gehölz.

Fehler 2: „Ich laß mal alles wie gehabt, Rückschnitt kann warten.“

  • Beim Smalltalk mit der Nachbarin: „Ja, der Bonsai… ach ich mach’s im Frühjahr.“ ➡️ Ergebnis: Baum bleibt unklar im Aufbau, altes Totholz hängt drin, Drainage schlecht – Winterstress wichtiger.

Fehler 3: „Ich geselle ihn mal auf den Balkon – draußen ist draußen.“

  • Wochenende, schöner Tag, „her mit dem Bäumchen“, aber kein Schutz bei Wind oder Bodenfrost. ➡️ Risiko: Topf friert durch, Wurzeln geschädigt. Schutz ist Pflicht.

Wenn Du diese drei Fehler vermeidest – schon bist Du im oberen Bonsai-Club.


6. Deine To-Do-Liste für diesen Herbst

Damit Du’s nicht wieder vergisst, hier ein konkreter „Schlachtplan“:

  1. Sichtkontrolle: Laub- bzw. Nadelverlust, Draht einchecken, Totholz erkennen.
  2. Leichter Rückschnitt und Auslichten, keine großen Schnitte.
  3. Düngung auf „Herbstmodus“ umstellen – wenig Stickstoff, dann langsamer Stopp.
  4. Gießen: weniger, aber regelmäßig kontrollieren. Substrat auf Feuchte prüfen.
  5. Standort prüfen: Wind, Frost, Sonne – ggf. Schutzmaßnahmen ergreifen.
  6. Drainage/Topf checken: alte Nadeln/Laub entfernen, Boden freihalten.
  7. Überwinterungsstrategie festlegen: Outdoor geschützt, Einbuddeln, Kalthaus, etc.
  8. Beobachten: Wenn der Baum Zeichen von Stress zeigt (z. B. plötzliches Blattabwerfen), reagieren – aber ruhig bleiben.

Zum Abschluss: Warum es sich lohnt

Wenn Du jetzt konsequent bist – nicht hektisch, sondern clever – bekommst Du im Frühjahr einen Baum, der gesund ist, besser aufgebaut, mit Reserven, Form klarer und mit weniger Überraschungen. Das ist kein „nur überstehen“ – das ist Aufbau für nächste Saison.

Und ganz ehrlich: Es fühlt sich gut an, wenn man im Herbst draußen sitzt, den Kaffee genießt, sieht wie das Licht sich langsam verabschiedet und denkt: „Mein Bonsai ist bereit.“ Nicht „oh Mann, das hab ich wieder verpasst“.

Also: Wie sieht’s bei Dir aus? Hast Du bereits ein Design für den Winter vorbereitet? Oder steht noch der Gedanke „Mal sehen dann im Frühling“? Schreib’s in die Kommentare – oder schick mir ein Bild Deines Baumes. Und: Wenn Du Fragen hast zur spezifischen Baumart, Standort oder Maßnahme – einfach los.

Welche Baumart hast Du denn? Und wo steht er (Balkon, Garten, Terrasse)? Dann kann ich Dir gezielt noch ein paar Tipps geben.


💬 Alltagstipp: Der Bonsai-Check beim Kaffee

Kennst Du das? Du gehst morgens raus, Kaffee in der Hand, und Dein Blick fällt auf den Bonsai. Perfekter Moment für den Mini-Check:

  • Ist die Erde feucht?
  • Gibt’s neue Triebe?
  • Sieht die Rinde gesund aus?
  • Steht die Schale stabil?

Dauert keine zwei Minuten – aber spart Dir später viel Arbeit. Bonsai-Pflege ist kein Hexenwerk, sondern Gewohnheit.



Nachklapp: Alle Beiträge auf diesem Blog entstehen aus meinem eigenen Interesse an den jeweiligen Themen. Ich teile hier meine persönlichen Erkenntnisse und Erfahrungen, um dir hilfreiche Einblicke zu geben.

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