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Es war ein ganz gewöhnlicher Tag, als ein Nachbar aus unserer Straße unerwartet an meiner Haustür klingelte und mir ein kleines, kompaktes Päckchen überreichte. Die Verwunderung in meinem Gesicht war nicht zu übersehen, doch er lächelte und sagte: „Sie machen doch was mit Bonsai, nicht wahr?“
Doch trotz meiner Liebe zu Bonsai hatte ich nie erwartet, dass jemand aus meinem Umfeld eine solche Geste der Großzügigkeit unternehmen würde, zumal ich garnicht wusste, das er es wusste. ;-).
Ich nahm das mysteriöse Geschenk in die Hand und entfernte vorsichtig das Papier, das es umhüllte. Zum Vorschein kam eine kleine Eibe, mit ihren fein verzweigten Ästen und dunkelgrünen Nadeln. Sie war wurzelnackt (da gerade wohl ausgegraben) und strahlte eine unverkennbare Aura von Ruhe und Eleganz aus. Es war ein wahrhaft zauberhafter Anblick.
Ich bedankte mich bei meinem Nachbar und versicherte ihm, dass ich mich bestens um diese Eibe kümmern würde. In der Welt der Bonsai ist es eine Ehre, solch ein Geschenk zu erhalten, und ich fühlte mich geehrt, dass er an mich gedacht hatte. Ich konnte es kaum erwarten, mich um mein neues grünes Familienmitglied zu kümmern.
Der erste Schritt war die Erstversorgung. Ich überprüfte den Zustand der Wurzeln und setzte sie in einen TiePot mit meinem Standardsubstrat. Dann begann ich, die Eibe zu betrachten, um herauszufinden, welche Schritte als nächstes erforderlich waren. Die Äste waren bereits gut geformt, kompakt und auch stammnah, aber ich konnte sehen, dass einige leichte Beschneidungen und das Ausdünnen der Krone notwendig sein würden, um die Eibe zu ihrer vollen Pracht zu bringen. Ich holte meine Werkzeuge hervor und begann behutsam mit der Arbeit.
Die Zeit verging wie im Flug, während ich die Eibe bearbeitete. Jeder Schnitt und jeder Handgriff erforderten Konzentration und Achtsamkeit. Es war ein meditativer Prozess, der mich voll und ganz in den Augenblick eintauchen ließ. Schließlich war die Arbeit getan, und die Eibe sah bereits harmonischer und „luftiger“ aus. So kann sie in den Winter gehen, war mein Urteil.
Mein unerwartetes Bonsai-Geschenk war nicht nur eine Bereicherung für meine Sammlung, sondern es erinnerte mich auch daran, wie wundervoll es sein kann, von der Großzügigkeit anderer Menschen überrascht zu werden. Die Welt des Bonsai hat mir nicht nur die Kunst der Baumgestaltung näher gebracht, sondern auch die Schönheit der unerwarteten Gesten des Gebens.
Als ich die Eibe an ihren neuen Platz in meinem Garten setzte, war ich voller Dankbarkeit für meinen aufmerksamen Nachbarn und die Schönheit dieses Geschenks. Sie wird nicht nur ein weiteres Mitglied meiner Bonsai-Familie sein, sondern auch eine ständige Erinnerung daran, dass sich Schönheit und Freude oft in den unerwartetsten Momenten des Lebens verbergen.
Gruß – Gernot aka Bonsai-Treff aus Müggelheim (Berlin-Köpenick)
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Du scheinst wahrlich in einer guten Gegend zu wohnen ☺️ wenn deine Nachbarn so nette Menschen sind.
Viel Spass mit deinem neuen Schützling. 😊
Hi Sebastian, kann nicht wirklich klagen. Auch hier das 80:20 Prinzip 😉 80 Prozent sind die Guten, wie ich 😉
Danke für Dein Feedback und Grüße zurück, von Netten