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Stell dir eine 60 x 35 cm große Walter-Venne-Waldplatte vor. Darauf 13 junge japanische Lärchen, gerade mal drei Jahre alt. Noch zart, noch biegsam, aber mit einer Zukunft, die nur nach oben geht. Klingt erstmal klassisch, oder? Aber dann – zack – steht da plötzlich ein rostiger Brezel-Käfer mitten in der Szenerie. Ein Auto im Bonsai-Wald. Unfall. Totalschaden.
Jetzt mal ehrlich: Wer von uns hat nicht schon mal auf einer Ausstellung vor einem Waldaufbau gestanden und gedacht: „Sieht schön aus, aber irgendwas fehlt…“ Genau hier kommt der Twist: Nicht noch ein Stein, kein langweiliges Stück Totholz, sondern ein echter Blickfang – ein Käfer aus Blech, vorbereitet mit dem Dremel, der jetzt der Zeit und Mutter Natur überlassen wird. Rost als Design-Element. Wie abgefahren ist das bitte?
Und die Geschichte, die dahintersteckt, erzählt sich fast von selbst. Ein alter VW-Käfer, vielleicht mit zu viel Schwung in die Kurve, vielleicht einfach Pech. Jedenfalls: raus aus der Spur, mitten in den Wald, frontal in eine Lärche. Das Auto bleibt, die Natur übernimmt. Der Aufprall ist lange her, man sieht es der Szene an. Denn eine Lärche hat’s nicht überlebt. Sie steht nur noch als toter Stamm da – mahnend, aber auch irgendwie stolz.
Hast du schon mal gemerkt, wie stark so ein toter Stamm wirken kann? Er macht die Geschichte greifbar. Ohne ihn wäre der Unfall nur Deko. Mit ihm bekommt der Wald Seele. Plötzlich ist das nicht nur Bonsai, sondern fast schon ein Diorama, ein eingefrorener Moment. So wie eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie, die du im Dachboden findest.
Natürlich stellt sich die Frage: Ist das noch Bonsai oder schon Kunstinstallation? Aber mal ehrlich – interessiert das jemanden? Wir spielen hier sowieso ständig mit Symbolen. Jeder Totholzschnitt, jede Jin erzählt doch auch nur eine Geschichte vom Sturm, vom Blitzschlag, vom Kampf ums Überleben. Warum also nicht auch mal ein rostiges Auto als Erzähler einsetzen?
Und das Beste: der Rost macht die Arbeit von selbst. Kein künstliches „auf alt getrimmt“, keine sterile Plastikoptik. Nur Zeit, Regen, Sonne – und irgendwann dieses herrliche, tiefe Orangebraun, das perfekt mit dem Grün der Lärchen und dem Grau der toten Rinde harmoniert. Ein Kontrast, wie er im Lehrbuch steht.
Übrigens: Ganz wichtig an dieser Stelle ein fettes Dankeschön an Christian – vielen besser bekannt als „Bonsai oder Kleinholz“ auf YouTube. Ohne seine Videos, Ideen und den Mut, Bonsai auch mal anders zu denken, wäre dieses Projekt wahrscheinlich gar nicht in die Gänge gekommen. Er zeigt immer wieder, dass Bonsai mehr sein darf als nur „klassische Form auf Schale“ – nämlich ein Spielplatz für Geschichten, für kleine Welten, die zum Nachdenken bringen. Genau dieser Spirit war die Inspiration für meinen Lärchenwald mit Brezel-Käfer. Danke dafür, Christian!









Jetzt könnte man fragen: Ist das respektlos, so einen Crash inszeniert darzustellen? Nein, ganz im Gegenteil. Es zeigt, dass Natur stärker ist als jede Maschine. Metall rostet, Motoren schweigen – der Wald wächst weiter. Und genau das ist doch die Botschaft.
Denn Hand aufs Herz: Wer gewinnt am Ende immer? Nicht der Mensch, nicht die Technik, sondern der Baum. Oder in diesem Fall – die Lärche. Der Brezel-Käfer? Totalschaden. Die Lärchen? Setzen Knospen an und treiben neu aus.
Und mal ehrlich: Ist es nicht erfrischend, wenn ein Bonsai-Wald mal nicht wie aus dem Bilderbuch kommt, sondern ein bisschen provoziert? So eine Installation bleibt im Kopf. Und genau das macht Bonsai lebendig.
Natürlich ist am jungen Wald noch einen Menge zu gestalten und wie immer, wird es Jahre dauern, bis der Wald und auch der, dann rostige, Brezel-Käfer glaubhaft auf die Betrachter wirken kann.



Deine Meinung zählt!
Wie würdest du reagieren, wenn du so eine Szene zum ersten Mal siehst – fasziniert, irritiert oder vielleicht beides gleichzeitig?
Und zweite Frage: Was würdest du lieber in deinem eigenen Wald platzieren – einen Käfer, ein Fahrrad oder vielleicht einen rostigen Gartenzwerg? 😉
Nachklapp: Alle Beiträge auf diesem Blog entstehen aus meinem eigenen Interesse an den jeweiligen Themen. Ich teile hier meine persönlichen Erkenntnisse und Erfahrungen, um dir hilfreiche Einblicke zu geben.
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