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Es gibt Momente in der Welt der Bonsai-Kunst, die den Atem rauben können. Einer dieser Momente ist die Abmoosung, eine Technik, die oft als letzter Ausweg erscheint, um einem Baum mit einem unansehnlichen Stammverlauf neues Leben einzuhauchen. In diesem Blog werde ich die Geschichte einer gefundenen Weide erzählen, die durch Abmoosung auf den Weg zu einem Bonsai gebracht wurde.
Es war ein sonniger Tag im späten Frühling, als ich auf einen abgelegenen Spaziergang ging und auf einen alten Weidenbaum stieß, den ein Gartenbesitzer bei sich rausschmeißen wollte. Der Baum war groß und majestätisch, doch sein Stamm hatte eine ungewöhnlich unregelmäßige Form. Die Äste wuchsen in verschiedenen Richtungen, und der Stamm schien verdreht und unharmonisch. Dennoch spürte ich eine unerklärliche Anziehungskraft zu diesem Baum und beschloss, den (jetzt) ehemaligen Besitzer zu fragen, ob er den Baum mir überlassen würde, um ihm eine Chance zu geben, sich zu verwandeln. Der gute sagte spontan zu, perfekt für mich und auch für den Baum. 😉
Nach eingehender Untersuchung und Recherche entschied ich mich für die Abmoosung als Lösung, um diesen besonderen Baum in die Gestalt eines Bonsai zu bringen. Die Abmoosung ist eine Technik, bei der ein Ring der Rinde um den Stamm entfernt wird, um das Wachstum neuer Wurzeln an dieser Stelle zu fördern. Dies ermöglicht es dem Baum, seine Form zu ändern und sich zu einem Miniaturbaum zu entwickeln, der für die Bonsai-Kunst geeignet ist.
Mit äußerster Sorgfalt begann ich, den Bereich des Stammes auszuwählen, der am besten für die Abmoosung geeignet war. Ich wählte eine Stelle aus, die genügend Raum für die Entwicklung neuer Wurzeln bot und gleichzeitig die ästhetische Balance des Baumes berücksichtigte. Dann begann der langsame und präzise Prozess der Entfernung der Rinde, wobei ich darauf achtete, den darunter liegenden Bereich nicht zu beschädigen.
In den folgenden Wochen überwachte ich die Entwicklung des Baumes mit großer Aufmerksamkeit. Neue Wurzeln begannen zu sprießen, und der Bereich um die Abmoosung zeigte Anzeichen von neuem Leben.
Schließlich, und nur nach 3 Wochen, waren genug Wurzeln vorhanden und es konnte an die Trennung gehen.
Nach der Trennung und der Einbringung, nebst Befestigung, in einen TiePot hatte der einst unansehnliche Weidenbaum für mich schon eine Wandlung in die richtige und angestrebte Richtung bekommen. Die unregelmäßige Form des Stammes war zu einer faszinierenden Eigenschaft geworden, die dem Baum Charakter verlieh, und wenn nun die neuen Wurzeln sich in ihrer neuen Umgebung gut etablieren, steht einer wunderbaren Entwicklung nichts mehr im Wege.
Die Geschichte dieser Weide ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie die Kunst der Bonsai uns lehren kann, die Schönheit in scheinbar unvollkommenen Dingen zu sehen und durch Geduld und Hingabe etwas Wunderbares zu schaffen. Durch die Technik der Abmoosung konnte dieser besondere Baum eine neue Richtung einschlagen und hoffentlich zu einem faszinierenden Kunstwerk werden, das die Bewunderung und Faszination aller auf sich zieht, die es sehen.
Ich bleibe gespannt und bin dennoch guter Hoffnung, denn Weiden sind eigentlich die wahren Wurzel- und somit Überlebenskünstler.
Rückblick – Das Ausgangsmaterial
Die Abmoosung – 1. Teil – Start (Schnitt und „Einpacken“…. & ganz viel beten 😉 )
Die Abmoosung – 2. Teil – Die Trennung
Finale – vorläufiger Stand
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